Donnerstag, 16. Februar 2017

Gedankenkarussell: Selbstzweifel

Hallo Mädels,

heute möchte ich in einer neuen Kategorie etwas für euch schreiben.
Unter den Namen Gedankenkarussell wird es immer mal wieder Beiträge über Themen geben, die sich nicht um Kosmetik drehen. Ich hoffe die Kategorie gefällt euch.
Ihr dürft mir auch sehr gerne Themenvorschläge in die Kommentare schreiben und ich werde dann mit Sicherheit welche davon aufgreifen und meine Gedanken darüber mit euch teilen.

Heute soll es um das Thema Selbstzweifel gehen.




Kennt ihr das auch?
Ihr wisst eigentlich, dass ihr etwas könnt und das ihr gut darin seit, aber da ist immer die Stimme in eurem Kopf die euch zweifeln lässt? Woher kommen diese Selbstzweifel? Hat Selbstzweifel zu haben etwas mit Selbstbewusst sein zu tun? Machen andere uns diese Angst etwas nicht schaffen zu können oder kommen diese Zweifel alleine aus unserem Inneren?
Sind wir nicht in der Lage immer an uns zu glauben oder sind Selbstzweifel ein Schutzmechanismus? Hat es etwas mit unserem Bauchgefühl zu tun?

Kommen die Zweifel durch zu wenig Bestätigung aus unserem Umfeld oder weil man gerne so sein möchte wie die anderen? Bei Anderen sieht es häufig so aus, als sei alles spielend einfach. Aber ist es das wirklich? Jeder hat seine Probleme, die er mit sich rumträgt und niemand ist perfekt. Auch wenn es so scheint oder man die perfekte Welt gerne als Illusion nach außen trägt. Niemand möchte gerne zugeben, dass es auch Probleme gibt und diese möchte man schon gar nicht mit anderen teilen. Niemand möchte das andere die kleinen oder größeren Probleme erahnen könnte. Aber wie soll man auch, wenn man sich selbst dies nicht mal eingestehen kann.
Das Bild des perfekten Menschen muss aufrechterhalten werden. Die Probleme und Zweifel werden überspielt. Es gibt nur weiß und schwarz.

Sind Selbstzweifel eigentlich was schlechtes? Oder können die uns auch nutzen und vor Entscheidungen bewahren, die uns nicht gut tun?
Ich bin der Meinung, dass es vollkommen normal ist ab und zu an sich zu Zweifeln. Gerade dann, wenn einige Sachen schief laufen. Ich zweifel oft an mir. Viel zu oft. Das ist leider auch nicht so gut. Aber daran kann ich bisher leider nichts ändern. Man muss ein gesundes Maß finden.




Unsere Gesellschaft ist so darauf versessen Ergebnisse zu liefern, dass da das Zwischenmenschliche verloren geht. Leider kann nicht jeder so gut auf ein Lob oder auch auf konstruktive Kritik verzichten. Was heißt leider? Es ist gut so!
Aber viele Menschen sehen das nicht, für die zählen Erfolge und da immer nur Erfolge deren Alltag begleiten ist es normal und sie kommen nicht auf die Idee andere zu loben oder auch die eigenen Erfolge zu sehen, stolz auf sich selbst zu sein und ein Lob anzunehmen.

Kinder werden so oft gelobt, dadurch können sie lernen was richtig und was falsch ist und was sie gut gemacht haben. Sie lernen ihre Talente kennen und merken genauso, was sie nicht so gut können. Sie probieren aus.
Im Erwachsenenalter hört das auf. Man traut sich nicht mehr auszuprobieren. Wieso? Auch als Erwachsener gibt es so viel zu lernen und so viele Dinge, die man noch ausprobieren möchte. Ich z.B. möchte auch noch so viel lernen und kann mich da nicht auf eine Richtung festlegen. Sobald ich etwas interessant finde, möchte ich alles darüber lernen. Meine Neugier ist dann geweckt.
Wenn ich etwas in dieser Richtung mache (z.B. den Betriebswirt) hegen mich keinerlei Zweifel. Ich weiß das ich das schaffe und bin voll und ganz von meinen Tun und der Richtigkeit meiner Entscheidung überzeugt. Auch wenn Gegenwehr von irgendwen kommt. Da verteidige ich meine Entscheidung vehement.

Bei mir ist das mit den Selbstzweifeln allerdings auch sehr stark Tagesformabhängig.
Jobmäßig zweifel ich auch manchmal. An manchen Tagen habe ich null Zweifel und an manchen Tage denke ich es wäre besser gewesen in der Buchhaltung zu bleiben. Obwohl ich weiß, dass ich da nicht bis zu meinem Lebensende glücklich geworden wäre. Zumindest nicht in dem Unternehmen, in dem ich war. Aber ich habe 9 Jahre in der Buchhaltung gearbeitet und da einen Weg raus zu finden, im Kopf, dass dauert etwas. Vielleicht hören die Zweifel auf, wenn ich auf einige positive Ergebnisse blicken kann. Oder wenn ich ein Feedback erhalte, dass meine Arbeit gut ist. Man braucht einfach manchmal ein bisschen Bestätigung, damit die Zweifel weniger werden. Zumindest damit der Grundzweifel aufhört. So ist das bei mir. Ich denke, dass es noch mehr Leute gibt bei denen es so ist. 
Ich glaube auch, dass man immer mal wieder Zweifel hat, allerdings sind die dann anders. Man weiß einfach, dass man das richtige tut und die richtige Entscheidung getroffen hat.



Hat der Selbstzweifel an sich also doch was mit dem Selbstbewusstsein zu tun? Oder mit der Selbstachtung? Ich finde nicht. Ich denke, dass selbstbewusste Menschen auch Zweifel haben, die aber nicht so zeigen oder diese nicht so sehr an sich ran lassen.
Wieso ist das so? Ist das Ego so groß, dass die Zweifel untergehen? Sind selbstbewusste Menschen so sehr von sich überzeugt, dass sie keine Zweifel an sich haben?

Als Beispiel würde ich gerne Abteilungsleiter oder Chefs aufführen. Die haben meist ein großes Selbstbewusstsein, sonst wären sie nicht in den Positionen. Und eigentlich darf man auch keine Zweifel haben, um in diese Position zu kommen.
Ist das eventuell auch ein Problem, dass so viele Männer in höheren Positionen sind. Zweifeln Männer weniger an sich selbst, als Frauen?

Ich glaube das selbstbewusste Menschen weniger Zweifel an sich ran lassen. Und es gibt die Leute die nach außen Selbstsicherheit ausstrahlen, im Inneren aber einen Kampf an Zweifel austragen.
Im Gegenzug dazu gibt es leider auch die negativen Beispiele die zu viele Zweifel haben und diese auch offen zeigen. Werden diese Leute weniger von der Gesellschaft akzeptiert? Irgendwann möchte man ja auch nichts mehr mit Selbstzweiflern unternehmen oder mit ihnen sprechen, weil es nervt, wenn man tausend Mal gesagt hat, dass die Zweifel unbegründet sind.  

Sind die Erwartungen, die man an sich stellt vielleicht zu hoch? Lässt uns das Zweifeln? Sind Selbstzweifel also ein hausgemachtes Problem? Wie viel darf oder muss man von sich erwarten, damit etwas auch wirklich gut wird? Was ist wenn man keinerlei Erwartungen an sich selbst hat? Hat man dann auch keine Zweifel?
Ich muss ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Ich denke, wenn man keinerlei Erwartungen mehr an sich selbst stellt, hat man aufgehört zu Leben und schon resigniert. Aus welchen Gründen auch immer. Menschen brauchen Ziele im Leben.




Ich denke auch, dass die Leute aus dem Umfeld aufbauend auf einen wirken müssen. Das wäre der beste Fall. Aber was ist, wenn die von den Zweifeln nichts mitbekommen? Sei es entweder, weil der Mensch selbstsicher wirkt oder weil die bereits "genervt" sind von den scheinbar unsinnigen Zweifeln und gar nicht merken, wie sehr der Zweifler dadurch belastet ist.  Die Zweifel werden oder wollen nicht mehr gesehen werden oder als Unsinn und "stimmt nicht" abgetan. Aber solche Aussagen helfen einem Zweifler nicht weiter.
Ich bin der Ansicht, dass viele Selbstmorde mit Selbstzweifeln vorher gehen. Viele sehen keinen anderen Ausweg mehr und wollen ihre "verrückten" Zweifel nicht loslassen und die treiben einen dann soweit, dass kein Sinn mehr im Leben gesehen wird und in Selbstmord enden.
Ich denke, wenn niemand da ist, der Aufbauarbeit leistet, sei es von den Freunden, Familie oder einen Psychologen, zieht man sich immer mehr zurück und bekommt durch die selbst gewählte Isolation nicht mehr Zweifel. Weil ja niemand mehr etwas mit einem zu tun haben möchte. Ich denke, dass man die Wahrheit irgendwann nicht mehr sieht, dass man sich das selbst ausgesucht hat.

Ich habe mit einer Freundin über das Thema gesprochen, um noch eine weitere Meinung einzuholen und meine Gedanken ein bisschen zu sortieren und auch nach dem Sinn zu fragen. Sie hat auch einige interessante Aspekte genannt, die ich euch nicht vorenthalten möchte (Keine Sorge ist mit ihr abgesprochen und der Text abgesegnet).

Sie denkt dass man Selbstsicherheit mit den Jahren lernt und es auch sehr aufs Umfeld ankommt. Die Clique, die Familie und die Arbeitskollegen haben alle einen gewissen Teil an der Persönlichkeit des Anderen.
Wenn die Menschen, die einem nähe stehen selbstsicher sind und wenig bis keine Selbstzweifel haben färbt das auch auf die eigenen Person ab. Selbstsichere Familien, in denen man sich geliebt fühlt helfen dabei ein eigenes großes Selbstbewusstsein aufzubauen. Wenn man aber ständig nieder gemacht und/oder beschimpft wird hat man dies nicht und leidet schneller unter Selbstzweifel. Man bekommt ja ständig zu hören und spüren, dass man zu nichts taugt.
Sie ist, so wie ich auch, der Meinung, dass man andere Menschen braucht, damit man mit ihnen reden kann und zwar Menschen die einen ernst nehmen und nicht alles ins Lächerliche ziehen. Man sollte sich auch nicht davor scheuen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das ist keine Schande.
Wenn man sich keine Hilfe holt oder mit jemanden im engeren Umkreis darüber reden kann, dass es schnell negative Einflüsse haben. Aus dem Teufelskreis alleine rauszukommen ist schwer. Wir reden hier allerdings nicht von den gesunden zweifeln, sondern von extremen Selbstzweifeln.
Sie kennt auch jemanden, dessen Zweifel so groß sind, dass diese Person auf andere gehört hat und sich sogar operieren lassen hat. Nur weil andere der Meinung waren, sie hätte zu dünne Lippen, ein Doppelkinn oder sonst was. Es ist schlimm, dass andere so viel negativen Einfluss ausüben können oder das man mit unüberlegten Worten jemanden zu solchen Taten bringen kann.
Derjenige der z.B. sagt: "Du bist hässlich!" hat das im Normalfall relativ schnell wieder vergessen, aber derjenige der das zu hören bekommen hat und eventuell eh schon unsicher ist, der nimmt sich die Worte zu Herzen und fühlt sich bestätigt. Die Worte vergisst man nicht.
Man sollte immer darüber nachdenken, was man anderen an den Kopf wirft, damit solche Situationen nicht entstehen. Man selbst möchte solche Worte ja auch nicht hören.




Wie steht ihr zu diesem Thema? Gehört ihr zu den Leuten die auch sehr viele Zweifel haben oder zu denjenigen die fast nie oder nie an sich zweifeln?
Ich freue mich über Diskussionen :)

2 Kommentare:

  1. Tolles, wichtiges Thema!
    Ich gehör zu den grandiosen Selbstzweiflern und dass obwohl der Rest meiner Familie alles starke Charaktere sind mit wahnsinnigem Selbstbewusstsein, was bei 2en schon an absolute Arroganz grenzt.
    Bei mir ist es aber auch so dass ich mir immer anhören musste was meine Schwester kann oder eben andere und was ich alles nicht kann. Mir fehlte immer die Unterstützung bei Wünschen oder mal ein kleines Lob.
    In den Himmel loben und massig Komplimente finde ich auch furchtbar aber einfach mal ein "super", "gut gemacht" oder ein "ich freu mich für dich" das hat schon gefehlt, hat immer eher meine Schwester abbekommen.
    Auf die meisten wirk ich immens arrogant, dabei hab ich mir über die Jahre einfach ein undurchdringliche Fassade aufgebaut, was sehr gut funktioniert auch wenn sie zuhause dann anfängt zu bröckeln und ich es manchmal nur mit Müh und Not schaffe sie bis zum Morgen wieder auf zu stellen. Mein Kollege, mit dem ich immer Fotos mache, ist eigentlich der einzige, der das so erkennt, dass ich ein stück weit nur aus einer starken Fassade bestehe und sagt immer dass das die Fotos ausmacht. "deine Augen sind das einzige, worin man erkennt was du bist und fühlst"
    Ich zweifle ständig an mir, gehe immer davon aus dass ich etwas nicht schaffe und lobe mich nicht mal selbst. Ich find immer etwas zu bemängeln und ich genüge meinen eigenen Ansprüchen nicht. Mir wurde dass einfach mehr oder weniger beigebracht, auch wenn etwas noch so gut ist findet man Fehler und es gibt immer jemanden der es besser kann.
    Im schwäbischen gibt es so einen dummen Spruch "nicht gemeckert ist gelobt genug". Für die meisten ist das witzig aber manchmal denkt man einfach "und ein Lob würde nicht weh tun".
    Bei mir gab es immer ein "aber" und immer einen Vortrag wenn ich irgendwas erzählt habe. Wie neulich, als ich im Gesprüchsverlauf erwähnt habe dass ich mir ein Fahrrad kaufen will. Hab direkt von meiner Mama einen Vortrag erhalten dass es damit nicht getan ist und "du musst weniger essen und das bringt nichts wenn du nicht regelmäßig fährst, im Gegenteil"
    Da werd ich dann aber auch echt so bockig und denk mir "ja gut dann kauf ich mir keins, thema erledigt". Es kommt von so vielen nur noch ein "ja aber ... mecker" statt ein positives "ja cool, hast dir schon strecken rausgesucht oder wie machst du das, dass du regelmäßig fährst?". Gerade bei dem Thema Fahrrad bin ich nicht mal so weit gekommen um zu sagen dass ich eigentlich vor habe mit dem Ding ins Geschäft zu fahren.

    Die Gesellschaft besteht aus einer Horde Nölpferden die selbst nicht mal wissen was sie wollen oder können.

    Liebe Grüße
    Caro

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  2. Hallo Caro, vielen lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Ich kenne das mit den Selbstzweifeln ja selbst auch und auch das man sich selbst immer kleiner macht als man ist. Gerade wenn man es immer vorgelebt bekommt. Es tut mir Leid für dich, dass du diese Erfahrung leider machen musstest. Aber ich hoffe, dass du irgendwann aus dem Teufelskreis ausbrichst und merkst, dass du auch eine wichtige Person bist und dass das was du tust genauso wichtig ist, wie das was andere machen.
    Ich finde es immer erschreckend, dass viele Leute einen gar nicht kennen lernen wollen nur weil sie ein Bild vor Augen haben. Arrogant wirken viele sind es aber gar nicht. Und manche wirken mega nett und sind die arrogantesten Arschlöcher auf Gottes Erden.
    Ich finde es gut, wenn du dir ein Fahrrad kaufst. Du machst das für dich. Und ganz ehrlich auch wenn du nur 2 mal damit fährst. Es geht niemanden etwas an. Es ist deine Entscheidung und wenn du das so für dich entschieden hast ist es so. Und das ist gut so!
    Liebe Grüße

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